Reise durch Japan

Autor: janine

Die Sache mit den Schuhen

Der Japaner ist stets sehr modisch und ordentlich gekleidet, kommt es jedoch zu den Fussbekleidungen versteht der Japaner keinen Spass mehr. In traditionellen Unterkünften und beim Japaner Zuhause müssen die Schuhe bereits im Vorraum ausgezogen und gegen bereitstehende (wahrscheinlich hoch-sterilisierte) Pantoffeln eingetauscht werden. Diese werden im ganzen Haus getragen. Ausser man betritt einen Tatami-Raum, wehe dem, der diesen mit Schuhen betritt. Diese traditionellen Matten werden nie mit Schuhen, sondern immer nur in Socken betreten. Socken müssen jedoch sein – Barfüssige werden eher schräg angeschaut. Deshalb wichtig bei einer Japan-Reise: immer ein paar Extra-Socken dabeihaben, falls man barfuss in seinen Schuhen unterwegs ist. Das Ganze gilt auch für diejenigen Restaurants, welche mit Tatami-Matten ausgelegt sind. Dort zieht man dann ebenfalls seine Schuhe am Eingang aus und isst – was für uns Westler am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig ist – in Socken und vielfach im Schneidersitz (und hat nach spätestens zwei Minuten einen Krampf).

Die nächste Stolperfalle lauert dann beim Besuch der Toilette. Dort stehen nochmals andere Pantoffeln bereit. Da Japaner viel Wert auf Reinheit legen, werden für den WC-Besuch die «Haus»-Schuhe jeweils gegen WC-Schuhe eingetauscht. Nach dem Verlassen der Toilette müssen diese natürlich gleich wieder getauscht werden, was von «Anfängern» oftmals vergessen wird. Das sorgt bei Japanern für ein Schmunzeln und für herbeieilende Kellner, welche einem sofort auf den Faux-Pas hinweisen.

Auch in manchen Shops, Onsen, Museen und sonstigen öffentlichen Einrichtungen gilt es, auf das richtige Verhalten punkto Schuhe zu achten, damit man bei den Japanern nicht in Ungnade fällt.

Begegnungen auf Shikoku

Von Matsuyama gings mit dem Bus einmal quer über Shikoku nach Kochi. Shikoku ist die kleinste der vier Hauptinseln Japans und touristisch am wenigsten erschlossen. Letzteres fiel uns am Abend auch auf dem Hirome-Markt auf, wo wir uns auf ein paar regionale Spezialitäten zum Znacht freuten. Das Angebot war ausschliesslich auf japanisch beschriftet und von den Verkäufern konnte keiner wirklich Englisch. Irgendwie erfuhren wir dann trotzdem, dass die von uns gemeinten Pilze Hühner-Organe sind. Nach dem vorabendlichen Genuss von frittiertem Hühnermagen haben wir darauf dann doch lieber verzichtet. Aber auch an diesem Abend mussten wir nicht hungrig ins Bett.

Noch einmal Sonne pur gabs am nächsten Tag am wunderschönen Katsurahama-Strand. Auf dem Abend-Spaziergang durch die nächtlichen Gassen von Kochi stieg uns der Duft von Gebackenem in die Nase. Kurz darauf standen wir vor einem Markt-Stand mit einem Japaner dahinter, welcher marronigrosse Teigklösse backte. Auf meine Frage, was er da backe, reicht er uns mangels sprachlichen Verständigungsmöglichkeiten kurzerhand 2 der Gebäcke zum Probieren.

Weiter gings zur nächsten Station: Yamashirocho. Am Bahnhof wurden wir von einem älteren Japaner empfangen. Dieser gehörte jedoch nicht wie von uns gedacht zum Gästehaus, sondern half uns lediglich, von der Telefonkabine aus unsere Gastgeber anzurufen, damit diese uns abholen. Ob er wohl jede Stunde am Bahnhof auf Touristen wartet?

Im Iya-Tal erlebten wir 2 ruhige Tage. Wir wanderten durch die sich langsam verfärbenden Wälder und suchten nach den Momongas, den endemischen Flughörnchen. Gefunden haben wir sie nicht, dafür aber mal wieder ein Onsen – diesmal ganz rustikal.

Den letzten Stop auf Shikoku legten wir in Takamatsu ein, einer geruhsamen Hafenstadt. Nach einer Hafen-Besichtigungs-Tour stillten wir unseren Hunger in einem kleinen Thai-Restaurant (auch wenn die japanische Küche äusserst schmackhaft ist: ein bisschen Abwechslung muss trotzdem sein). Die Inhaberin und Köchin kocht nicht nur fantastisch sondern hat auch noch viele Reise-Tipps auf Lager. Gestärkt wanderten wir am nächsten Tag auf den Aussichtsberg Yashima. Beim Laufen begegneten wir einer älteren Bäuerin, welche uns ein paar ihrer frisch gepflückten Mandarinen schenkte. Wann ist euch das in der Schweiz das letzte Mal passiert?

Immer wieder geschieht es, dass wir zwei Touris selber zur Touristen-Attraktion werden. Besonders die Kinder auf der Insel Shikoku scheinen nicht oft westliche Touristen zu sehen. Sie winken uns oft zu, schauen uns lange an oder „verfolgen“ uns im Uniqlo hinter den Regalen.

Auf Empfehlung unseres Gastgebers assen wir am Abend in einer bekannten Sushi-Filiale. Wir sollen uns bei Kento melden, der spreche auch etwas Englisch. Gesagt, getan. Kento kümmerte sich den ganzen Abend um uns. Eineinhalb Stunden betrug die offizielle Wartezeit für einen freien Tisch. Nach 45 Minuten sassen wir und bestellten via Tablet frische Sushi, welche dann per Förderband direkt an den Tisch geliefert wurden. Der einzige Haken war, dass es keine englische Karte gab. Unsere Bestellungen waren trotzdem zum grössten Teil essbar und lecker. Nur einmal kam anstelle eines Sushi-Tellers der Kellner, welchen wir anscheinend per Knopfdruck bestellt hatten.

Bei einem Schlummertrunk in einer Bar kamen wir mit einem japanischen Snowboarder ins Gespräch – zumindest so gut wie das mit seinem spärlichen Englisch möglich war. Er fand das wohl auch ganz nett, auf jeden Fall spendierte er uns die nächste Runde. Wann spendierte euch das letzte Mal ein bis dahin Unbekannter einfach so einen Drink?

Inzwischen schaukelt es wieder – wir geniessen die knapp 5-stündige Überfahrt von Shikoku nach Kobe auf der Fähre zwischen hunderten am Boden schlafenden Japanern (anscheinend neben Essen eine der Lieblingsbeschäftigungen von reisenden Japanern). Wir kehren nun zurück auf die grösste Hauptinsel Honshu, wo noch der letzte Teil unserer Reise vor uns liegt.

„Das Geschäft“ in Japan

Das muss jetzt hier mal gesagt werden: In Japan eine Toilette aufzusuchen ist ein durchwegs positives Erlebnis. Im Vergleich zu Toiletten in Südamerika oder Thailand, bei welchen einem oft bereits freudige Kakerlaken entgegenblicken, sind die WCs in Japan selbst in Parks oder U-Bahnen stets blitzblank sauber. Der Toiletten-Deckel öffnet sich beim Betreten der Kabine wie von Geisterhand. Der Toilettensitz ist angenehm warm, die Temperatur kann individuell eingestellt werden. Auch Roger Federer ist anscheinend begeistert von den Hightech-Toiletten und die Japaner sind der Überzeugung, dass damit im Rest der Welt das grosse Geld gemacht werden könnte. Damit die WC-Nachbarn keine Geräusche mitbekommen, gibt es die Geräusch-Prinzessin, welcher allfällige Laute diskret übertönt. Anstatt Papier wird je nach Bedürfnis mit – auf Temperatur und Stärke einstellbarem – Wasserstrahl geputzt. Bei einigen Modellen sorgt ein integrierter Föhn dann noch dafür, dass der Allerwerteste schön trocken wird. Als Herausforderung entpuppt sich jedoch die Bedienung dieser Automaten. Das Ganze sieht dann ungefähr so aus wie auf den Fotos unten. Da in diesen Momenten meist weder Reiseführer mit Anleitung noch Google zur Verfügung stehen, drückt man nach bestem Wissen und Gewissen auf einen der Knöpfe und hofft, auf erfolgreiches Beenden des Toilettenbesuchs.

Hiroshima, die auferstandene Stadt

6. August 1945. Nullpunkt. In Hiroshima sterben nach dem weltweit ersten Atombomben-Abwurf 90’000 Menschen auf einen Schlag. Ebensoviele weitere sterben bis Ende des Jahres. Bis heute sind es gemäss Schätzungen über 200 000 Menschen, welche durch dieses Grauen gestorben sind. Die Stadt hat sich gut von ihrer schrecklichen Vergangenheit erholt und ist heute eine moderne und grüne Gross-Stadt. Und trotzdem ist ihre Geschichte sicht- und spürbar. Als Wahrzeichen von Hiroshima und weltweites Mahnmal gilt der Atombombendom. Das Gebäude wurde ebenfalls schwer beschädigt und ist ausgebrannt, die Mauern blieben jedoch teilweise bestehen. Im Friedenspark gleich nebenan läuteten wir die Friedensglocke und besuchten die Statue vom Mädchen Sadako, welche für Hoffnung steht. Beim Bombenangriff war Sadako zweijährig, mit 11 erkrankte sie an Leukämie. Sie begann damals, Papierkraniche zu falten und hoffte, dadurch gemäss alter japanischer Legende einen Wunsch frei zu haben. Wir sahen auch die ewige Flamme brennen. Diese soll erst dann erlöschen, wenn die letzte Nuklearwaffe von der Erde verbannt ist. Hoffentlich bald.

Im Friedensmuseum besuchten wir die Ausstellung über die Zeit vor, während und nach der Explosion. Einige der 60’000 Zeitzeugen erzählen aus ihrem Leben. Eine sehr berührende und bewegende Ausstellung, welche einem nicht so schnell wieder loslässt.

Im Friedenspark waren auch viele Schüler aus Osaka. Einige von Ihnen machten Interviews mit Touristen, um ihr Englisch zu üben. Als Dank fürs Mitmachen schenkten sie uns selbstgefaltete Papierkraniche.

Heute besuchten wir die Schreininsel Miyajima und bestaunten das „Torii“, welches auf dem Meer zu schweben scheint. Und sonst gabs mal wieder leckere Okonomiyaki, ein Znacht mit lauter Gerichten aus Frühlingszwiebeln (auch wenns speziell klingt, es war super) und mal wieder Sushi. Hiroshima gefällt uns gut, und morgen gehts dann schon wieder weiter nach Nagasaki.

Osaka – Liebe auf den zweiten Blick

Osaka ist keine Schönheit und bietet auf den ersten Blick nicht viel ausser viel Beton, Stahl und Glas sowie ein dichtes Strassen- und Schienen-Netz. Dazwischen ein paar übriggebliebene Kanäle und Flüsse – die restlichen wurden zugunsten des Verkehrs zugebaut. Und trotzdem tauchen wir etwas tiefer in die 2.5 Millionen-Stadt ein. Uns interessieren vor allem die Ess-, Trink- und Vergnügungskultur sowie die Frage, warum die Leute überall in Japan auf den Rolltreppen links und hier plötzlich rechts stehen (nachdem wir uns doch endlich ans links stehen gewöhnt hatten).

Beim ersten Spazieren durch die Stadt stiessen wir auf eine Autobahn, welche durch ein Hochhaus führt und auf das futuristische Umeda Sky Building mit rund 173 m Höhe. Auch das Osaka Castle und der Osaka Business Park können sich aus architektonischer Sicht sehen lassen. Ebenfalls sehenswert ist das Einkaufszentrum HEP5 mit dem Riesenrad auf dem Dach.

Getreu dem Motto „Kyo no Kidaore, Osaka no Kuidaore“, was bedeutet, dass man sich in Kyoto mit dem Kleider-Kauf (gemeint sind wohl die teuren Kimonos) finanziell ruinieren kann und in Osaka eben mit Essen, schlemmten wir drauf los. Das Essens-Angebot hier ist wirklich unglaublich, es gibt unzählige Märkte, überall kann degustiert werden und kleine Portionen sind erhältlich, sodass von allem probiert werden kann. Auf jeden Fall hat man meist weniger Hunger als man Essen möchte. Auf einer weiteren „Free Walking Tour“ lernten wir einiges über das lokale Essen dazu – und probierten Sakura Mochi: rosafarbener Reiskuchen mit roter Bohnenpaste, eingewickelt in ein Kirschblütenblatt, welches leicht gesalzen ist. Das hört sich für Europäer jetzt vielleicht etwas speziell an, schmeckt aber herrlich! Dann schauten wir auch in einer Pachinko-Spielhalle vorbei. Das  Spiel um Geld ist in Japan jedoch gesetzlich verboten. Da sich die Japaner selbstverständlich ans Gesetz halten, gibt es hier lediglich Plüschtiere und Zigaretten zu gewinnen. Zumindest vordergründig. Wenn man weiss wie, kann man seine gewonnenen Metallkugeln gegen eine Art Plakette eintauschen. Diese ist theoretisch völlig wertlos, kann praktisch jedoch an Schaltern, welche sich ausserhalb der Spielhallen befinden und natürlich absolut nichts mit den Spielhallen zu tun haben, gegen Geld eingetauscht werden. So funktioniert Japan.

Mit Yuki, einem japanischen Guide, zogen wir dann am Abend auf einer Food-Tour durch verschiedene Lokale und probierten alles, was die hiesige Küche zu bieten hat. Er zeigte uns, wo die Einwohner Osakas essen, wo es die besten (und zudem günstigsten) Spezialitäten gibt und wo das Bier nur 100 Yen (knapp 1 Franken) kostet. Wir lernten, dass Poulet hier auch roh gegessen wird, der „giftige“ Fugu-Fisch bei richtiger Zubereitung gar nicht mehr giftig ist und dass die Wahl der Miso-Suppe (es gibt je nach Region weisse, hell- und dunkelbraune Miso) bei Eheschliessungen für Zündstoff sorgen kann. Und langsam merken wir, dass wir an den 5 geplanten Tagen hier in Osaka gar nicht soviel Essen können, wie wir gerne ausprobieren würden. Aber wir geben alles… 😉

Übrigens lässt sich das mit dem Rolltreppen-Verhalten auf verschiedene Arten begründen: eine Theorie lautet, dass die Weltausstellung von 1970 und die vielen ausländischen Besucher zu diesem veränderten Verhalten beigetragen haben, weil rechts stehen auf der Rolltreppe eher dem internationalen Verhalten entspricht. Aber so ganz genau weiss das eigentlich auch keiner…

Warten auf „Trami“

Vor 2 Tagen sind wir in der „Perle am japanischen Meer“ angekommen: Konichiwa in Kanazawa. Eine beschauliche Stadt mit 450’000 Einwohnern. Hier lassen sich gut ein paar Tage verbringen – auch trotz des garstigen Wetters. Der japanische Garten Kenroku-en ist auch bei Regen ein Idyll. In den alten Teehaus- und Samurai-Vierteln sowie am Omicho-Markt lässt sich viel Spannendes entdecken und degustieren. In einem Shinto-Schrein durften wir einer Hochzeits-Zeremonie zuschauen. Die Japaner sind äusserst freundlich und herzlich. Erstaunt sind wir jedoch immer wieder, wie wenig sie englisch sprechen. Selbst in Tokio gibt es viele Lokale, die weder englischsprechende Angestellte noch englische Speisekarten haben. Für uns immer wieder ein Erlebnis, wenn uns die japanische Speisekarte auf japanisch erklärt wird und wir dann etwas bestellen und uns (meist) irgendetwas leckeres aufgetischt wird.

Die Fahrt mit dem Shinkansen war übrigens cool – die Züge sind extrem sauber und pünktlich. Im Zug ist es ziemlich still und der Billett-Kontrolleur verneigt sich tatsächlich, wenn er den Waggon verlässt.

Wir sind froh, sind wir noch vor dem erwarteten Supertaifun „Trami“ in Kanazawa angekommen. Seit heute fahren nämlich viele Züge bereits nicht mehr und Tokio soll bereits lahmgelegt sein. Die Prognosen für den Taifun ändern laufend und Trami hält sich weder an die errechnete Route noch an unsere weiteren Reisepläne. Ursprünglich wurde Trami heute den Tag über in Kanazawa erwartet – inzwischen sagt die Prognose, dass der Taifun kommende Nacht hier vorbeifegen soll. Abwarten und Tee trinken lautet die Devise. Zum Glück ist die Bar in unserem Hostel gemütlich und bietet einige Leckereien.

Morgen ist geplant, weiter nach Kyoto zu reisen – sofern die Zugstrecke vom Taifun nicht unterbrochen wird. Mal schauen, ob wir es bis nach Kyoto schaffen…

Erste Hotels gebucht…

Die Prüfungen sind vorbei und endlich kann auch ich mich der Reise-Planung widmen. Auf das erste Hotel, welches wir für Tokio gebucht haben, sind wir bereits sehr gespannt: ein Roboter-Hotel. Welche Orte wir auf unserer Reise so in etwa sehen möchten, haben wir ebenfalls mal grob definiert. Vieles ist jedoch noch offen. Es bleibt noch einiges zu tun…

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