Osaka ist keine Schönheit und bietet auf den ersten Blick nicht viel ausser viel Beton, Stahl und Glas sowie ein dichtes Strassen- und Schienen-Netz. Dazwischen ein paar übriggebliebene Kanäle und Flüsse – die restlichen wurden zugunsten des Verkehrs zugebaut. Und trotzdem tauchen wir etwas tiefer in die 2.5 Millionen-Stadt ein. Uns interessieren vor allem die Ess-, Trink- und Vergnügungskultur sowie die Frage, warum die Leute überall in Japan auf den Rolltreppen links und hier plötzlich rechts stehen (nachdem wir uns doch endlich ans links stehen gewöhnt hatten).
Beim ersten Spazieren durch die Stadt stiessen wir auf eine Autobahn, welche durch ein Hochhaus führt und auf das futuristische Umeda Sky Building mit rund 173 m Höhe. Auch das Osaka Castle und der Osaka Business Park können sich aus architektonischer Sicht sehen lassen. Ebenfalls sehenswert ist das Einkaufszentrum HEP5 mit dem Riesenrad auf dem Dach.
Getreu dem Motto „Kyo no Kidaore, Osaka no Kuidaore“, was bedeutet, dass man sich in Kyoto mit dem Kleider-Kauf (gemeint sind wohl die teuren Kimonos) finanziell ruinieren kann und in Osaka eben mit Essen, schlemmten wir drauf los. Das Essens-Angebot hier ist wirklich unglaublich, es gibt unzählige Märkte, überall kann degustiert werden und kleine Portionen sind erhältlich, sodass von allem probiert werden kann. Auf jeden Fall hat man meist weniger Hunger als man Essen möchte. Auf einer weiteren „Free Walking Tour“ lernten wir einiges über das lokale Essen dazu – und probierten Sakura Mochi: rosafarbener Reiskuchen mit roter Bohnenpaste, eingewickelt in ein Kirschblütenblatt, welches leicht gesalzen ist. Das hört sich für Europäer jetzt vielleicht etwas speziell an, schmeckt aber herrlich! Dann schauten wir auch in einer Pachinko-Spielhalle vorbei. Das Spiel um Geld ist in Japan jedoch gesetzlich verboten. Da sich die Japaner selbstverständlich ans Gesetz halten, gibt es hier lediglich Plüschtiere und Zigaretten zu gewinnen. Zumindest vordergründig. Wenn man weiss wie, kann man seine gewonnenen Metallkugeln gegen eine Art Plakette eintauschen. Diese ist theoretisch völlig wertlos, kann praktisch jedoch an Schaltern, welche sich ausserhalb der Spielhallen befinden und natürlich absolut nichts mit den Spielhallen zu tun haben, gegen Geld eingetauscht werden. So funktioniert Japan.
Mit Yuki, einem japanischen Guide, zogen wir dann am Abend auf einer Food-Tour durch verschiedene Lokale und probierten alles, was die hiesige Küche zu bieten hat. Er zeigte uns, wo die Einwohner Osakas essen, wo es die besten (und zudem günstigsten) Spezialitäten gibt und wo das Bier nur 100 Yen (knapp 1 Franken) kostet. Wir lernten, dass Poulet hier auch roh gegessen wird, der „giftige“ Fugu-Fisch bei richtiger Zubereitung gar nicht mehr giftig ist und dass die Wahl der Miso-Suppe (es gibt je nach Region weisse, hell- und dunkelbraune Miso) bei Eheschliessungen für Zündstoff sorgen kann. Und langsam merken wir, dass wir an den 5 geplanten Tagen hier in Osaka gar nicht soviel Essen können, wie wir gerne ausprobieren würden. Aber wir geben alles… 😉
Übrigens lässt sich das mit dem Rolltreppen-Verhalten auf verschiedene Arten begründen: eine Theorie lautet, dass die Weltausstellung von 1970 und die vielen ausländischen Besucher zu diesem veränderten Verhalten beigetragen haben, weil rechts stehen auf der Rolltreppe eher dem internationalen Verhalten entspricht. Aber so ganz genau weiss das eigentlich auch keiner…
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